Militärische Hintergrundinformationen:
Lothar Gruber bei der Heeresgruppe Nord und der Überfall auf die Sowjetunion
Grubers Einheit
Als erstes die Frage, bei welcher Einheit hat Lothar Gruber (der Autor der Tagebücher und Bilder) gedient? Die Angaben im Tagebuch sind eher diffus, da keine Division genannt wird, und auch manche Namen in den Bildtiteln und im Tagebuch falsch geschrieben bzw. ungenau sind.
Ganz sicher ist, daß er bei der Heeresgruppe Nord eingesetzt war.
Zumindest in Bezug auf die im Tagebuch erwähnte Artillerie kann ich einen vollen Erfolg verbuchen. Die Art. gehörte zum Artillerie-Regiment 193, sowohl die erwähnte französische 15,5 cm Batterie wie auch die Angaben über den ersten Schneefall 1941 stimmen überein.
Bei der Division dürfte es sich um die 93. Infanteriedivision handeln. Dafür spricht Kommandeur (ab 1.10.43) Generalleutnant Karl Löwrick, im Tagebuch erwähnt als Empfänger des Eichenlaubes, "Reg. Kdr. Oberst Löverik" (am 17. Mai 43). Diese Personen dürften identisch sein wenn Löwrik zwischenzeitlich befördert wurde.
Dazu erhielt ich folgenden Hinweis (Danke nach Vienna!), den ich im Folgenden wiedergebe:
"Mit einiger Sicherheit handelt es sich um die 93. ID, die eine bestimmte Zeit im Verband des XXVI. AK, kämpfte. Kdr. waren einerseits GL Otto Tiemann und vom AK Gen. Wodrig."
Beim Regiment herrscht keine völlige Klarheit. Es dürfte das 272. Grenadier-Regiment sein, auch diese Info kam durch den Tipp.
Die Reste des 272. Grenadier Regiments wurden im Februar 1945 aus dem Kessel nach Pillau verladen. Siehe "Kurlandkessel"
Auch beim Battallion ist die Sache durch den Hinweis klarer geworden. Es existiert ein noch unveröffentliches Foto mit der Beschriftung: "Verleihung des Ritterkreuzes an Major Müller Okt 42".
Ein Major Walter Müller war Kdr. II/272 GrenRegiment und erhielt am 21.10.1942 das Ritterkreuz.
Geographie
Gebiete und Orte im Baltikum
Frontverlauf um Leningrad
(Mobilgerät: Karte mit Finger verschiebbar) | ||||
Baltikum | Dez. 1941 | März 1942 | März 1943 | Sept. 1944 |
Erwähnte Orte, Seen und Flüsse
Koplino Kolpino
"Doppelname": Spitzname für Troitza Schawitza
Owinovo oder Awinovo
Oranienbaum
Dno
Pustinky
Petrowo
Krasnoje-Selo
Newa
Newa-Bogen (Frontabschnitt)
Szablino Sablino
Sankowa
Tigoda (Fluß)
Peterhof (Landsitz)
Gostilizy
Welikije-Suki Welikije Luki
Bol Kamenka
Loknya
Barki
Dunajewo
Wolchow (Fluß)
Ljuban
Tossna (Fluß & Stadt) Tosno (Stadt) Tosna (Fluß)
Iwanowskoje
Narva
Lawolosstje
Tigoda-Brücke
Wetno
Cholm Kholm
Porozk
Woronino
Novaija
Pleskau
Lkrekino (auch Lrekino)
Peipas-See
Krassni-Bor Krasnij Bor
Neva
Luga (Fluß)
Luban
Trachowschtschina-Sowat
Chablino (Choblino) Sablino
Für die Berichtigung der Ortsnamen Dank an Serge!
Bei der in der Feldpost und dem Kriegstagebuch 1943 erwähnten Unteroffiziersschule in "Deba" Polen, handelt es sich um den auch heute noch von den polnischen Streitkräften genutzten Truppenübungsplatz im heutigen Nowa Deba.
Unklar bleibt, auf was sich die Passage der Feldpost aus Deba - vom 26.8.43 bezieht:"... denn wer weiss für was es gut gewesen ist. Ich darf Dir das jetzt noch nicht schreiben, was hier passiert ist, aber ich danke Gott, dass ich nicht mit dabei war."
Militärische Abkürzungen
Btl. Gef. Std.: Bataillons-Gefechts-Stand
Fldw.: Feldwebel
Stuka: Sturzkampfbomber
Art.: Artillerie (Jargon: Ari)
Gef St.: Gefechts-Stand
Pak-Stand: Panzer-Abwehr-Kanonen Stellung
Kp.: Kompanie
MG-Stand: Maschinen-Gewehr Stellung
Rgt.: Regiment
Uffz.: Unteroffizier
HKL: Haupt-Kampf-Linie (Kampf-Front)
M. Gr. W.: Maschinen-Granatwerfer
Gr. Werfer: Granatwerfer
V-Wagen: Versorgungs LKW
Weitere Infos im Internet
Die sowjetische Seite, gibt es deutschsprachige Berichte und wie werden die damaligen Ereignisse heute gesehen?
Der andere der beiden größten Verbrecher der Menscheitsgeschichte hat seine offiziellen Reaktionen auf den Angriff Hitlers in seinen "Werken" (die schriftlichen sind gemeint, nicht die der millionenfachen Ermordung und Verschleppung missliebiger Volksgruppen) verewigt. Wer es sich denn antun will... PDF-0,7 MB.
Ein Interview des "Stern" mit Alexander Jakowlew, der ebenfalls am Wolchow gekämpft hat.
Militärische Operationen im Baltikum und das belagerte Leningrad
Eine einleitende kurze Zusammenfassung der Operation "Barbarossa". Bei dieser Seite lohnen sich auch weitere Klicks!
Bei der Frage ob der Überfall auf die UdSSR ein Präventivkrieg war, haben die Gegner dieser These die Oberhand behalten, doch war bei dem Charakter der beiden Diktatoren ein Krieg früher oder später wohl unvermeidlich. Hitler sah einfach den Zeitpunkt als für ihn günstig an. Die von Stalin durch Mord ihrer Führungselite beraubte "Rote Armee" konzentrierte in geradezu dilletantischer Weise im grenznahen Raum ihre Kräfte, dies war jedoch keine Vorbereitung für einen Angriff. Das erklärte Ziel von Fall 21 "Barbarossa" war auf jeden Fall die Eroberung von "Lebensraum", die ansässige Bevölkerung sollte entweder verhungern oder nach Sibirien umgesiedelt werden.
Operative Planungen der Wehrmacht für den Krieg gegen die Sowjetunion
World War II operations. Eastern Front 1941-45. Battles of 1938-40. Sammlung von Lage- und Operationskarten der sowjetischen Seite. Leider sind die Pläne meist in kyrillischer Schrift.
Die Tragödie von Leningrad ein Aufsatz aus einer Wochenendbeilage der "Westfälischen Rundschau". PDF-Download
Ein stiller Völkermord, ein Artikel der "Zeit" über die Belagerung Leningrads.
Der Name Wolchow ist auch mit dem Namen Andrei Andrejewitsch Wlassow und dem tragischen Schicksal der "Wlassov-Armee" verknüpft.
Der Russlandfeldzug 1941–1945 bei Wikipedia.
Das Unternehmen Barbarossa von Wigbert Benz zeigt, daß schon mit der Planung des Feldzuges der Hungertod von bis zu 30 Millionen Sowjetbürgern billigend in Kauf genommen wurde.
Die Bilanz. Die Angabe der Toten des Krieges schwankt stark. Vor allem die Zahlen aus der ehemaligen Sowjetunion sind nicht zuverlässig. Auch kamen Millionen Menschen noch nach dem offiziellen Kriegsende in alliierter Kriegsgefangenschaft und durch die Vergeltungsmaßnahmen Stalins an ehemaligen kriegsgefangenen Sowjetsoldaten und der Verschleppung ganzer Völker, die im Verdacht der Kollaboration mit den Deutschen standen, ums Leben. Dazu zählt auch die verschwundene, teils unter Gewaltanwendung seitens der Westallierten an Stalin ausgelieferte Wlassow-Armee.
World War II casualties
Weitere Danksagungen
Für die Berichtigung, dass bei der Wehrmacht ein "V-Wagen" für "Versorgungs-LKW" stand, bedanke ich mich bei Frau Dörte von Westernhagen die Hagen Fleischer "Im Kreuzschatten der Mächte. Griechenland 1941 - 1944", Bd. 2, Frankfurt a.M. 1986, S. 82 als Quelle nannte.
Dank an Karl für die Berichtigung der Panzertypen.
Danke auch an Martin, ebendort, für den Hinweis auf Abbildung 67, daß es sich hierbei um das umgebaute Fahrwerk eines Panzers handelt.
Vladislav danke ich für den Hinweis auf Sablino und den Link zur Yandex-Karte.