Übungen und blutiger Ernst 1941 - Der Weg zur Front
Das Jahr 1941 beginnt für Gruber, als er mitten in seiner militärischen Ausbildung steht. Kameradschaft war gewollt groß geschrieben in der Wehrmacht, denn die Gruppen sollten aufeinander abgestimmte Teams bilden, die auf Biegen und Brechen zusammen hielten und wie ein Räderwerk funktionierten. Diese sehr effektiven und hervorragend in verschiedenen Kampftaktiken ausgebildeten Kampfgruppen wurden im Laufe des Krieges von den meisten kriegsführenden Nationen kopiert und sind heute weltweit Standard. Die militärische Ausbildung wurde aber nicht nur während der Rekrutenzeit betrieben, sondern auch hinter der Front fortgesetzt, sobald eine Einheit von der Front in Ruhestellung abgezogen wurde. Verschiedentlich berichtet Gruber über solche Übungen und Lehrgänge.
Neben der kameradschaftlichen Verbundenheit - die Fortsetzung HJ-Kameradschaft - war aber auch die Technik und das Abenteuer interessant am Militär. Wo im Zivilleben jener Zeit überquerte man Flüsse in Sturmbooten oder machte Übungen im alpinen Hochgebirge? Und der Soldatenberuf stand seit Alters her in fast ganz Europa in hohem Ansehen. Verständlich also, dass Gruber 1941 noch während der Ausbildung eine Dienstverpflichtung für 12 Jahre einging, dafür sprach auch der höhere Wehrsold.
Als Gruber dann Anfangs September an der Ostfront eintraf, hatte der Überfall auf die Sowjetunion gerade vor etwas mehr als zwei Monaten begonnen. Die Wehrmacht hatte glänzende Siege errungen und war bereits bis kurz vor Leningrad vorgestoßen. Dem endgültigen Sieg schien nichts mehr im Wege zu stehen - auch wenn die Sowjets sich immer noch erbittert verteidigten - als das Jahr 1941 so langsam aus klang. Der Winter 41/42 aber sollte mit Minus 50 Grad Celsius der kälteste seit Menschengedenken werden und die Wehrmacht hatte in diesem Winter zum Teil höhere Verluste durch die Kälte als durch Feindeinwirkung. Hier zeigten sich die ersten Auswirkungen der deutschen Fehleinschätzungen des Unternehmens Barbarossa - es gab schlicht viel zu wenig geeignete Winterausrüstung. Die Soldaten mussten beispielsweise Feuer unter den Motoren ihrer Panzer und Fahrzeuge entzünden, um sie funktionstüchtig zu halten.
Auch Gruber erlebt also jetzt den Ernst des Krieges. Vier Tage nach seiner Ankunft an der Front stirbt sein Bataillonschef auf einer Strecke, die Gruber wenige Stunden vorher passiert hatte. Nach zwei weiteren Tagen erlebt er den ersten russischen Angriff, und nach weiteren 8 Tagen schlägt eine Granate in das Haus, in dem sich Gruber befindet. Er bleibt zwar unverwundet, doch spätestens jetzt dürfte er realisiert haben, an welch seidenem Faden das Leben eines Frontsoldaten hängt. Es ist ein großer Unterschied, etwas zu wissen oder dieses Wissen am eigenen Leibe zu spüren...