Aussichtsloser Kampf 1943 - Der Anfang vom Ende
Hatte die Kriegslage zu Anfang des letzten Jahres für die Wehrmacht noch durchaus einen Sieg versprochen, war die Situation am Beginn des Jahres 1943 völlig verändert. Die Wehrmacht hatte keines ihrer Ziele erreicht. Schlimmer noch, durch den militärischen Genius des Führers war eine komplette deutsche Armee samt mindestens 100.000 weiteren Soldaten aus Rumänien, Italien und anderen Ländern ohne jede Hoffnung in Stalingrad eingekesselt worden. Deren Kapitulation war nur noch eine Frage der Zeit. Doch lässt sich die Verantwortung dafür und was weiter geschah nicht nur dem Oberkommandierenden der Wehrmacht und selbsternannten GröFaZ zuschieben. Diejenigen Offiziere, welche in die obere Führung der Wehrmacht aufgerückt waren, hatten alle, bevor sie noch den Eid auf Hitler persönlich leisteten, im Kaiserreich oder der Republik dem Vaterland den Treueid geschworen. Und diesen ersten Eid brachen sie, denn es war zumindest dieser Wehrmachtführung klar, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen ist. Sie hätten spätestens jetzt handeln müssen, selbst wenn sie die Naziverbrechen hingenommen und sich mitschuldig gemacht hatten. Ihre Soldaten ließen sie sterben, selbst fürchteten sie den Tod durch die unvermeidlichen Gerichte. Nur so lässt sich ihre Feigheit und ihr Eidbruch erklären. Europa war noch weitgehend unzerstört, viele, wenn nicht die meisten westrussischen Städte und Dörfer noch intakt, und die Mordmaschinerien in den Vernichtungslagern liefen zwar schon seit Mitte 1942 unter Höchstlast, hatten den Vernichtungsplan aber noch längst nicht voll umsetzten können - ein Kriegsende im Jahr 1943 hätte Dutzende Millionen an Menschenleben eingespart.
Auch an der Front machte sich die Erkenntnis breit, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen ist. Wie einst ein einfacher Frontkämpfer sagte, "war spätestens nach den verlorenen Schlachten vom Sommer 43 auch dem letzten Deppen klar, dass der Krieg verloren ist". Man musste wohl in der Tat entweder ziemlich dumm oder ein ziemlich fanatischer Nazi sein, glaubte man in dieser Zeit als Ostfrontsoldat noch an den Sieg. In der Heimat sah das anders aus. Die Soldaten der Ostfront hatten nur selten Urlaub, in den Feldpostbriefen musste man sehr vorsichtig sein und die Propaganda lief auf vollen Touren. Auch jene Soldaten, die als Besatzungs- oder Sicherungstruppen in Europa verteilt waren, sahen die Sache wohl etwas anders. Zwar nahmen die Bomberangriffe zu, die angreifenden Verbände hatten jedoch schwere Verluste durch die Luftabwehr hinzunehmen. Nur die Sache mit Stalingrad gab wohl vielen zu denken. Dies hatte auch die Naziführung erkannt, Goebbels erklärte den totalen Krieg und vereitelte damit die Übertragung von Grubers Musikgruß durch den Soldatensender Belgrad. Zweieinhalb Jahre zuvor noch stand Gruber als Hitlerjunge mit seiner Gruppe am Straßenrand um den Propagandaminister in München zu bejubeln...